Zähneknirschen: Warum viele Menschen die Zähne aufeinander pressen | STERN.de

2022-09-16 17:53:38 By : Ms. Meredith Yuan

Zugang zu allen STERN PLUS-Inhalten und Artikeln aus dem Print-Magazin

werbefrei & jederzeit kündbar

Mahlen, reiben, pressen – einige Menschen arbeiten nachts stark mit ihrem Kiefer. Doch viele Betroffene merken nicht, dass sie im Schlaf ihre Zähne abschleifen. Oft wissen Zähneknirscher:innen erst davon, wenn sie ihren Partner oder Partnerin damit nachts aufwecken. Die nächtliche Kieferaktivität kann zum Problem werden. Aber warum knirschen manche Menschen überhaupt mit den Zähnen?

Schätzungsweise knirscht ein Drittel der Bevölkerung mit den Zähnen. Bei einem Fünftel entwickelt sich daraus ein chronisches Problem. Es sind mehr Frauen als Männer betroffen. Meist im Schlaf werden die Zähne aufeinandergepresst, gerieben oder gedrückt. Das liegt daran, dass im Unbewussten – aber vor allem im Schlaf – die Schutzreflexe gegen zu starkes Kauen nicht aktiv sind. Zähneknirscher:innen pressen die Zähne mit einem viel stärkeren Druck aufeinander als beim Kauen. Manche spannen auch nur im Schlaf den Kiefer an, ohne die Zähne aufeinander zu pressen, was ebenfalls zu Schmerzen führen kann.

Werden die Zähne mit großem Druck aufeinandergepresst, wird Zahnschmelz abgerieben. Die Folgen: Verspannungen der Kiefermuskulatur, die zu Schmerzen im Kopf-, Nacken- oder Gesichtsbereich führen können. Außerdem kann es durch den Abrieb zu schweren Zahnschäden bis hin zum Zahnverlust kommen.

Bei Stress spannen Menschen ganz unbewusst die Muskulatur im Nacken, den Schultern, dem Rücken, aber auch im Bereich des Gesichts und des Kiefers an. Beim Bruxismus, wie der Fachbegriff für Zähneknirschen lautet, werden die Zähne buchstäblich zusammengebissen. Ein Hauptfaktor für dieses Verhalten ist Stress. Am häufigstem wird im Alter zwischen 30 und 45 Jahren mit den Zähnen geknirscht, berichtet die Krankenkasse AOK. Mediziner:innen unterscheiden das Zähneknirschen im Schlaf (Schlafbruxismus), von dem im wachen Zustand (Wachbruxismus) – ja, manche Menschen knirschen auch am Tag mit den Zähnen. 

Doch nicht nur Stress kann zu Zähneknirschen führen. Wenn der Biss nicht richtig ist, kann Zähneknirschen die Folge sein. Ursächlich können Zahnfehlstellungen, schlecht sitzende Kronen oder nicht passende Füllungen sein. In der Wissenschaft wird auch der Einfluss von übermäßigem Konsum von Kaffee, Alkohol und Nikotin diskutiert. Auch eine genetische Veranlagung oder Krankheiten wie Schlafapnoe oder Reflux können der Grund für Bruxismus sein.

Wer nach dem Aufwachen oft Schmerzen oder Verspannungen in der Kiefermuskulatur hat oder Schliffspuren an den Zähnen entdeckt, sollte besser zu einem Zahnarzt oder einer Zahnärztin gehen, um nachprüfen zu lassen, ob chronisch mit den Zähnen geknirscht wird. In der Praxis kann dann abgeklärt werden, ob möglicherweise eine Zahnfehlstellung oder eine Krankheit als Ursache für Bruxismus in Frage kommt. Die Behandlung von Zähneknirschen richtet sich nach den Auslösern.

Ist das Zähneknirschen stressbedingt, können Entspannungsmethoden wie autogenes Training, Meditation oder progressive Muskelentspannung helfen. Was die Zähne sofort vor weiterem Abrieb schützt, ist eine Aufbissschiene, die nachts getragen wird. Sie ist aus Kunststoff und sitzt am Ober- oder Unterkiefer.

- Warum wachsen vielen Frauen mit dem Alter Haare am Kinn?

- Warum der Kaffee uns auf die Toilette treibt

- Was steckt hinter dem nervigen Zucken am Auge?

- Warum der Magen knurrt – nicht nur bei Hunger

Quellen: AOK, Gesellschaft für Zahngesundheit, Funktion und Ästhetik, Netdoktor,Zahnärzte Hamburg

© G+J Medien GmbH