Lymphdrainage zur Linderung chronischer Schmerzen

2022-05-27 18:50:37 By : Mr. Glenn Yang

Die manuelle Lymphdrainage ist eine therapeutische Massage zur Entstauung des Lymphsystems. Sie kommt vor allem bei geschwollenen Beinen und Armen zum Einsatz. Wir erklären, wie eine Lymphdrainage abläuft, was dabei zu beachten ist und was Sie selbst für ein gesundes Lymphsystem tun können.

Die manuelle Lymphdrainage ist eine sanfte Massage zur Verbesserung des Lymphflusses. Sie gehört, wie die klassische Massage und die Bindegewebsmassage, zu den manuellen Therapieformen.

Bei einer manuellen Lymphdrainage werden die Lymphgefässe von einem Therapeuten durch bestimmte Handgriffe und sanften Druck stimuliert, wodurch die Lymphflüssigkeit besser abtransportiert wird.

Die Lymphdrainage kann bei fast allen Arten von Schwellungen helfen: Sie wird beispielsweise beim primären und sekundären Lymphödem oder beim Lipödem angewandt. Dabei kommt es nicht darauf an, wo am Körper sich die Schwellung befindet: Eine Lymphdrainage kann bei Schwellungen an den Fingern, Händen, Armen, Beinen, Füssen, am Hals oder am Knie, an der Brust und sogar bei Schwellungen rund um die Augen helfen ( 1 ).

Lymphödeme sind Schwellungen, die aufgrund eines Lymphstaus in den Lymphgefässen auftreten. Man unterscheidet das primäre Lymphödem – eine angeborene Fehlbildung – und das sekundäre Lymphödem, das erst im Laufe des Lebens entsteht (beispielsweise nach einer Lymphknoten-Entfernung oder wenn ein Tumor den Lymphfluss behindert). Ist das Bein vom Lymphödem betroffen spricht man umgangssprachlich von „Wasser im Bein“.

Davon zu unterscheiden ist das Lipödem. Diese schmerzhaften Fetteinlagerungen können am Po, in den Beinen oder in den Armen auftreten, wobei immer beide Arme oder Beine gleichzeitig betroffen sind, während ein Lymphödem auch nur einseitig auftreten kann. Das Lipödem ist wie das primäre Lymphödem angeboren, tritt aber meist erst im Laufe des Lebens auf. Alle Informationen zum Lipödem finden Sie unter obigem Link.

Entwickelt wurde die manuelle Lymphdrainage in den 1930er Jahren vom dänischen Physiotherapeuten Emil Vodder. Damals galt unter Medizinern, dass Lymphknoten keinesfalls berührt werden sollten – schon gar nicht geschwollene. Das Wissen über das Lymphsystem war zu dieser Zeit noch sehr begrenzt.

Vodder und seine Frau Estrid, die Heilpraktikerin war, verstiessen gegen dieses Tabu. Sie vermuteten, dass die Lymphknoten bei vielerlei Beschwerden eine Rolle spielen. Schliesslich fanden sie heraus, dass sich Stauungen in den geschwollenen Lymphknoten durch eine sanfte Massage beheben lassen ( 2 ).

Ihre Methode stiess damals auf viel Gegenwind, wurde als blosses Streicheln abgetan und als Scharlatanerie bezeichnet – denn in Medizinerkreisen konnte sich niemand vorstellen, dass eine manuelle Methode tatsächlich das Lymphsystem beeinflussen kann. Erst 40 Jahre später bestätigte die Wissenschaft die Wirkung der Lymphdrainage.

Das Lymphsystem ist ein wichtiger Bestandteil des Immunsystems – es ist dazu da, den Körper zu „entrümpeln“. Die Lymphe (auch Lymphflüssigkeit genannt) ist eine gelbliche Körperflüssigkeit, die für den Abtransport von Stoffwechselprodukten, Schlackenstoffen, Zelltrümmern, Giften, Krankheitserregern, überschüssiger Gewebsflüssigkeit usw. verantwortlich ist.

Die Lymphe fliesst in den Lymphgefässen. Diese feinen Kanäle bilden ein Transportsystem, das den gesamten Körper umspannt und die rund 600 Lymphknoten miteinander verbindet. Die meisten Lymphknoten befinden sich am Hals, an den Achseln und in den Leisten.

Die Lymphknoten filtern die oben genannten Schadstoffe und Krankheitserreger aus der Lymphflüssigkeit heraus und machen sie unschädlich. Erst jetzt wird die entgiftete und somit unbedenkliche Lymphflüssigkeit ans Blut abgegeben, mit diesem zu den Nieren transportiert und mit dem Urin aus dem Körper ausgeschieden.

Das sogenannte oberflächliche Lymphsystem verläuft weitgehend parallel zu den oberflächlichen Venen und reinigt die Haut und das Gewebe. Das tiefe Lymphsystem reinigt dagegen die Muskeln, Knochen und Gelenke und verläuft parallel zu den tiefer liegenden Venen und Arterien ( 3 ).

Der Körper pumpt pro Tag rund zwei Liter Lymphflüssigkeit durch die Lymphgefässe – u. a. angetrieben durch das Pulsieren der Blutgefässe, die Muskelbewegungen und die Bewegung des Zwerchfells beim Atmen ( 4 ).

Ist das Lymphsystem in seiner Funktion gestört – beispielsweise durch zu wenig Bewegung, Unfälle oder Infektionen – staut sich die Lymphe. Sie fliesst nur noch zäh und schleppend und führt schliesslich zu Schwellungen – den so genannten Ödemen. Ein Ödem entsteht also durch Flüssigkeitsansammlungen im Gewebe.

Durch die Lymphdrainage wird der Lymphfluss wieder angetrieben. Die gestaute Lymphflüssigkeit wird verteilt und der Durchfluss der Lymphgefässe verbessert. Die Lymphdrainage hat also zum Ziel, die Leistungsfähigkeit des Lymphsystems zu steigern, so dass gestaute Lymphflüssigkeit abtransportiert werden kann.

Die Lymphdrainage trägt zur Ödemreduktion und zur Schmerzlinderung bei, führt zu einer schnelleren Wundheilung und zu einer besseren Beweglichkeit der betroffenen Region. Die Lymphdrainage kann auch eine Physiotherapie unterstützen, indem sie die Schwellung reduziert und die Beweglichkeit fördert ( 5 ) ( 6 ).

Die manuelle Lymphdrainage kann etwa bei geschwollenen Händen, Beinen, Füssen oder Armen angewandt werden. Sie wird erfolgreich bei den folgenden Problematiken eingesetzt ( 7 ) ( 8 ):

Eine grosse Bedeutung hat die Lymphdrainage auch bei der Nachbehandlung operativer Eingriffe, z. B. nach Brustkrebs-Operationen wenn Lymphknoten entfernt worden sind, nach Knie-Operationen oder nach Hüft-Operationen. Dadurch wird der Heilungsprozess gefördert und Komplikationen können unter Umständen vermieden werden ( 9 ) ( 10 ) ( 11 ).

Während der Lymphdrainage dürfen die betroffenen Stellen nicht von Kleidung bedeckt sein, damit der Therapeut die Griffe gezielt ausführen kann. Tragen Sie also am besten weite Kleidung, die Sie zur Seite schieben können, wenn Sie sich nicht ganz ausziehen möchten.

Der Therapeut massiert mit sanftem Druck das Unterhautgewebe. Dafür stehen ihm verschiedene Griffe zur Verfügung:

Die Behandlung dauert in der Regel 30 bis 60 Minuten – je nach Beschwerden. Danach fühlt sich der Patient meistens entspannt und befreit und die Schmerzen sind unter Umständen bereits besser geworden. Häufig muss der Patient nach der Lymphdrainage auf die Toilette, da die Abfallstoffe über den Urin ausgeschieden werden. Auch Müdigkeit nach der Behandlung ist keine Seltenheit.

Nach einer Lymphdrainage kommen dann oftmals Kompressionsbandagen zum Einsatz, die die Wirkung der Behandlung verlängern. Auch aus diesem Grund empfiehlt es sich, weite Kleidung zu tragen. Die Bandagen werden bis zum Zubettgehen (oder je nach Bandage über mehrere Tage) getragen und sorgen dafür, dass die Flüssigkeit nicht zurück in die betroffenen Stellen fliessen kann. Im weiteren Verlauf der Behandlung können auch Stützstrümpfe zum Einsatz kommen.

Die mechanische oder maschinelle Lymphdrainage, auch apparative intermittierende Kompression genannt, wird im Unterschied zur manuellen Lymphdrainage mit Hilfe verschiedener Gerätschaften durchgeführt.

Häufig kommt etwa die Kompressionshose zum Einsatz; diese ist in diesem Fall weniger eine Hose an sich als vielmehr eine Art Manschette, die aus zwei dicken Schläuchen für die Beine besteht. Die Beine werden dabei von Luftkammern umschlossen, in denen der Luftdruck über ein Gerät reguliert wird. So wird der Druck auf- und abgebaut, wodurch eine Massagewirkung entsteht. Man liegt mit den Beinen und manchmal auch dem Oberkörper in dieser Kompressionshose auf der Massageliege, während das Gerät den Lymphfluss anregt.

Daneben gibt es aber auch Kompressionshosen, die tatsächlich Hosen sind und auf den ersten Blick wie Leggins/Sporttights aussehen. Durch die enganliegende Passform und die Noppen an der Innenseite sollen sie bei leichten Lymphödemen eine Massagewirkung zeigen. Auch im Sport kommen sie immer öfter zum Einsatz, denn sie sollen die Leistung steigern und zu einem gewissen Grad auch Sportverletzungen vorbeugen.

Die mechanische Lymphdrainage wird vielfach von Schönheitssalons und Fitnessstudios zum Einsatz bei Haut- und Figurproblemen, Cellulite, aber auch Wassereinlagerungen beworben. Zur besseren Durchblutung, Massage und Prävention kann sie sicherlich beitragen. Zur Behandlung von Lymphödemen empfehlen wir aber, einen ausgebildeten Therapeuten oder Masseur aufzusuchen.

Manche Therapie-Praxen verfügen ebenfalls über Lymphdrainage-Geräte, die die Behandlung ergänzen können, wie beispielsweise die oben erwähnte Kompressionshose oder ähnliche Geräte mit Manschetten für die Füsse, Arme usw., die Druckwellen erzeugen – eine mechanische Lymphdrainage ist jedoch kein Ersatz für eine manuelle.

Wie häufig eine Lymphdrainage durchgeführt werden soll, hängt von den Beschwerden ab. Die Wundheilung (z. B. nach einer Operation oder nach einem Unfall) kann grob in drei Phasen eingeteilt werden: Die Entzündungsphase dauert etwa fünf Tage, die Proliferationsphase etwa 16 Tage und die Regenerationsphase bis zu 500 Tage.

Die Lymphdrainage kommt vor allem in den ersten beiden Phasen zum Einsatz. Zu Beginn einer Therapie wird sie manchmal täglich durchgeführt – später dann noch ein- bis dreimal pro Woche.

Die manuelle Lymphdrainage wird vom Arzt verschrieben und von einem Therapeuten oder Masseur durchgeführt. Um eine manuelle Lymphdrainage anbieten zu dürfen, wird eine Zusatzausbildung benötigt. Verschrieben werden kann ( 12 ):

Ob eine Behandlung nun 30, 45 oder 60 Minuten dauert und für wie viele Behandlungen die Verordnung gilt (meist mehrere Behandlungen über mehrere Wochen), wird vom Arzt anhand der Schwere der Beschwerden entschieden:

Bei der Teilbehandlung wird nur die betroffene Region behandelt, beispielsweise ein Arm oder ein Bein. Bei der Grossbehandlung werden mehrere Körperregionen behandelt – z. B. beide Beine. Die Ganzbehandlung wird bei schwerwiegenden Ödemen verschrieben. Sie bezieht mehrere Körperregionen mit ein.

Bis auf die Zuzahlungen in der Höhe von 10 Prozent und 10 Euro Gebühr für das Rezept übernimmt die Krankenkasse bei gesetzlich Versicherten die Kosten für die manuelle Lymphdrainage. Ohne Rezept muss die manuelle Lymphdrainage selbst bezahlt werden.

Bei privat Versicherten kommt es auf die individuellen Tarifleistungen an, wer die Behandlung bezahlt. Übernimmt Ihre Versicherung Heilmittel komplett und ohne Selbstbeteiligung, müssen Sie die Therapie nicht bezahlen.

Eine 30-minütige manuelle Lymphdrainage kostet etwa zwischen 30 und 45 Euro, eine 45-minütige zwischen 45 und 70 Euro und eine 60-minütige zwischen 60 und 90 Euro.

Sie selbst können ebenfalls einiges dazu beitragen, damit Ihr Lymphsystem optimal funktioniert – egal, ob Sie Beschwerden haben oder nicht:

Durch eine ganzheitliche Lymphreinigung wird das Lymphsystem angeregt und entlastet. Sie setzt sich aus verschiedenen Massnahmen zusammen – die Lymphdrainage kann eine davon sein. Wie die Lymphreinigung funktioniert, können Sie unter vorigem Link nachlesen.

Wie Sie Ihre Lymphe ausserdem mithilfe Ihrer Ernährung reinigen, erfahren Sie in unserem Artikel über die 3-Tages-Lymphreinigung. Dort finden Sie zwei Varianten, die jeweils nur drei Tage dauern.

Die Lymphdrainage sollte idealerweise ein Therapeut durchführen, denn sie ist schwierig zu lernen. Das Lymphsystem ist ein dicht verzweigtes Netz, das durch den gesamten Körper verläuft. Nicht umsonst müssen Therapeuten eine Zusatzausbildung absolvieren. Bestimmt kann Ihnen Ihr Therapeut aber ein paar einfache Griffe zeigen, die Sie zuhause selbst ausführen können.

Im Internet finden Sie zudem zahlreiche Videos, in denen demonstriert wird, wie Sie an sich selbst eine Lymphdrainage durchführen können. Gehen Sie dabei immer sehr sanft vor und üben Sie nicht zu viel Druck aus: Die Haut sollte nur wenige Millimeter eingedrückt werden.

Sparen Sie Stellen aus, an denen Sie Schmerzen empfinden, denn Schmerzen deuten auf geschwollene Lymphknoten hin. Diese sollten Sie nicht selbst massieren, denn wird z. B. in die falsche Richtung gestrichen, kann der Lymphstau unter Umständen verschlimmert werden.

Das nachfolgende Video beschreibt die Lymphaktivierung im Gesicht und am Kopf. Die sanfte Massage kann zum Beispiel bei geschwollenen Augenlidern, Tränensäcken oder Kopfschmerzen helfen:

Bei den nachfolgenden Krankheitsbildern sollten Sie auf jeden Fall abklären lassen, ob und unter welchen Voraussetzungen eine Lymphdrainage für Sie in Frage kommt. Denn je nach Schwere der Erkrankung darf die Lymphdrainage gar nicht durchgeführt werden oder es müssen bestimmte Vorsichtsmassnahmen getroffen werden:

In der Regel wird vor der manuellen Lymphdrainage jedoch ohnehin ein Arzt aufgesucht, damit die Behandlung von der Krankenkasse übernommen wird.

Eine manuelle Lymphdrainage kann während einer Schwangerschaft in der Regel problemlos durchgeführt werden – beispielsweise bei schweren Beinen. Weisen Sie Ihren Therapeuten auf Ihre Schwangerschaft hin, damit er die Behandlung darauf abstimmen kann. Die Bauchgegend wird in diesem Fall ausgespart.

Die manuelle Lymphdrainage ist eine äusserst wirkungsvolle Therapieform, die nicht nur bei zahlreichen Beschwerden hilft, sondern den gesamten Körper entspannt. Darüber hinaus unterstützt sie das Lymphsystem bei der Entgiftung und kann deshalb z. B. auch bei Hautproblemen (wie etwa Akne) helfen.

Wenn Sie mehr darüber erfahren möchten, wie Sie Ihren Körper beim Entgiften unterstützen können, dann empfehlen wir Ihnen unseren Artikel zur ganzheitlichen Entgiftungskur unter vorigem Link.

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