Für Schwerhörige war die Pandemie wegen der Maskenpflicht besonders mühsam, Lippenlesen wurde verunmöglicht. Ein Schweizer Unternehmen hat für Angehörige jetzt eine Lösung entwickelt.
Wenn ich am Montagmorgen jeweils in den Pendlerstrom am Bahnhof eintauche, passiert es auch nach elf Monaten Maskenpflicht noch, dass ich denke: «In welchem Film bin ich hier?» Nur Augen zu sehen, daran habe ich mich immer noch nicht gewöhnt beziehungsweise festgestellt, dass ich nun gar nicht mehr in die Gesichter von Fremden sehe – denn da ist nichts zu entdecken. Kein Humor, kein Groll, kein Flirt.
Doch nun kommt die Lächel-Maske. Eine transparente Hygienemaske, entwickelt vom Schweizer Unternehmen Flawa zusammen mit dem Schweizerischen Hörbehindertenverband Sonos. Sie erfüllt die Anforderungen einer normalen Hygienemaske. Das Sichtfenster beschlägt beim Reden kaum.
Hörbehinderte haben ein noch viel dringenderes Bedürfnis, die Gesichter von Menschen zu sehen beziehungsweise die Lippen. Nur so können sie ablesen, was gesprochen wird, ohne es zu hören. Wie oft hat man in den letzten Monaten auch als Normalhörende fragen müssen: «Wie bitte?» Weil hinter der Maske ein B zu einem W geworden war. Und traurig ist es, wenn man ein freundliches Lächeln nicht mehr mitbekommt wegen der Vlies-Viren-Barriere.
Ja, ein spontanes Lächeln zaubert die Maske auch dem Gegenüber aufs Gesicht, denn der Look ist doch recht gewöhnungsbedürftig: Da redet nämlich der Mund ganz allein in diesem Maskenfenster vor sich hin. Obwohl wir anderen Leuten beim Sprechen entweder auf den Mund schauen oder in die Augen, fehlt nun etwas Drittes ganz deutlich: die Nase. Da lasse ich mich doch lieber impfen.